Mittwoch, 12. November 2014

Mein Weg zu Pflanzenhaarfarben

Ich töne und färbe mir schon ziemlich lange die Haare. Als Jugendliche war es meist irgendein Rotton aber auch mal grün oder blond. Meist kamen chemische Mittel zum Einsatz, obwohl ich auch mal mit Henna herum experimentiert hatte. Eine zeitlang habe ich dann gar nicht gefärbt, bis ich vor ca. 2 Jahren beschlossen hatte, das Ganze mal professioneller zu machen und tatsächlich zum Friseur zu gehen (außer den blonden Strähnen hatte ich alles selbst gemacht). Die Farbberatung war schlecht, aber damals wusste ich noch nicht, dass erschreckend viele Friseure keine Ahnung davon haben, was jemandem steht. Es war allerdings kein normaler Friseur, sondern einer, der mit Pflanzenhaarfarben färbte. Sie sollten einen Kupferton bekommen. Leider sah man selbst nach ziemlich langer Einwirkzeit … nicht viel. Wenn ich in der Sonne stand und man ganz genau hin sah, konnte man einen Kupferschimmer erkennen. Das fand ich doof, auch wenn ich heute weiß, dass nach einer Färbung mit Pflanzenhaarfarbe einfach oft noch nicht viel zu sehen ist. So ging ich einige Zeit später zu einem normalen Friseur. Dieser beriet mich auch schlecht und sie wurden rot. Kurz nachdem sie die Farbe aufgetragen hatte, begann meine Kopfhaut zu brennen. Ich wies darauf hin, aber sie meinte, wenn es nicht zu stark würde, wäre das ok. Nagut. Meine Kopfhaut brannte noch Stunden nach dem Auswaschen weiter und ich hatte fast eine Woche extrem empfindliche Kopfhaut. Wegen der Probleme machte ich mich über chemische Haarfarben schlau und beschloss, dass ich sie niemals wieder verwenden wollte. Da mir aber das Rot nicht stand, wich ich noch zwei Mal davon ab, um mir beim jetzigen Friseur meines Vertrauens (mit einer Beratung, die den Namen auch verdient), das Rot weg färben zu lassen.

Danach ging es aber an die Pflanzenhaarfarbe. Mein erster Versuch war die Creme von Logona. Sie war besonders nah dran am Gewohnten, daher wollte ich es damit versuchen. Die Anwendung war simpel, das Ergebnis war nicht vorhanden. Ich wusste da schon, dass es mehrere Anwendungen braucht, damit man mit Pflanzenhaarfarben kräftigere Töne erreicht, aber da ich wirklich gar nichts sah, war ich skeptisch. Außerdem sagte mir die Farbauswahl nicht besonders zu. Ich wollte eigentlich ein Dunkelbraun ohne jeden Rotstich, was sie leider nicht hatten.
Weitere Versuche erfolgten mit Pulvern von Santé und Logona. Zuerst probierte ich reine Farben, was aber immer einen Rotstich ergab, dann mixte ich mit Schwarz. Es wurde Rot. Immer. Außerdem hielt das Farbergebnis nur wenige Haarwäschen, was ich ebenfalls lästig fand.

Irgendwann stieß ich durch Zufall auf Khadi Pflanzenfarben und benutze sie seitdem dauerhaft.



Der erste Vorteil dieser Farben war, dass sie ein Dunkelbraun hatten, was ich ja immer vergeblich suchte. Da ich dem Braten nicht traute, hatte ich trotzdem noch etwas Schwarz drunter gemischt. Der zweite Vorteil war die Packungsbeilage, die wirklich gut und ausführlich ist. Dort wurde explizit gesagt, dass Farben mit Indigo (Schwarz, Dunkelbraun) nur mit 50°C heißem Wasser aufgegossen werden dürfen und dass z.B. bei Dunkelbraun der Rotton durch kommt, wenn man heißeres Wasser nimmt. Wenn ich es nicht übersehen habe, stand dazu bei allen anderen Pflanzenhaarfarben bisher nichts. Ich färbte zunächst alle 2-3 Wochen (wobei ich den Schwarzanteil langsam reduzierte) und nun bin ich bei 2-3 Monaten angekommen, manchmal mehr, manchmal weniger. Das Farbergebnis ist wunderbar und meine Friseurin schwärmt jedes Mal von meiner schönen Haarfarbe und meinen gesunden Haaren. Das ist nämlich bei Pflanzenfarben der nette Nebeneffekt: sie pflegen die Haare, statt ihnen zu schaden. Zumindest wenn man keine Allergien gegen die Inhaltsstoffe hat, was durchaus vorkommen kann.

Wie wende ich sie an?

Zuerst wasche ich mir die Haare. Es steht zwar oft in den Anleitungen, dass man die Paste ins trockene Haar geben soll, aber das funktioniert einfach sehr schlecht bei mir. Die Paste trocknet zu schnell, wird bröselig und krümelt aus den Haaren. Dazu kommt, dass meine Haare feucht einfach besser zu händeln sind. Bisher habe ich keine negativen Erfahrungen damit gemacht.

Nach dem Waschen kämme ich die Haare und streiche Vaseline ein mal rund um den Haaransatz und an die Ohren. Das erleichtert es später Ausrutscher zu korrigieren. Dann gehe ich in die Küche und bereite die Paste vor. Sie sollte möglichst nicht zu sehr auskühlen, daher mache ich das Anrühren erst kurz vor der Anwendung. Manchmal habe ich statt Wasser starken schwarzen Tee genommen. Ich kann aber nicht sagen, ob das tatsächlich einen Unterschied macht, da ich es noch nicht oft genug ausprobiert habe. Aus der Zeit als ich noch Mehndis gemalt habe, weiß ich, dass das die Farbintensität erhöhen kann.

Dann kommt das Pulver in eine Schale.


Ich nehme meist etwa 60g Dunkelbraun und 20g Schwarz. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass 100g für mich zu viel sind (kinnlange Haare). Das ist aber Erfahrungssache und hängt von der Haarlänge und auch der Haarbeschaffenheit ab. Muss man ausprobieren. Lieber erst mal zu viel anrühren.

Ich koche dann Wasser und schütte es in einen Messbecher, damit es abkühlen kann, bzw. schütte nach und nach kaltes Wasser zu. Ich habe ein Thermometer (noch aus der Zeit, als ich Kosmetik selber gemacht habe), womit ich die Temperatur kontrolliere. Wenn ihr mit indigohaltigen Farben arbeitet, solltet ihr euch eins zulegen. Die sind nicht teuer.

Dann kommt das Wasser (oder der Tee) nach und nach zum Pulver. Nicht zu schnell rühren, weil es sonst staubt. Ich habe schon öfter gelesen, dass man den Staub möglichst nicht einatmen soll. Wie viel Wasser ich dazu gebe, kann ich nicht sagen. Ich mache das nach Gefühl. Es ist aber auch Geschmackssache, welche Konsistenz man haben will. Ich mag es generell etwas flüssiger. Auch das ist Erfahrungssache. Wenn noch ein paar kleine Klümpchen drin sind, ist das nicht dramatisch. Zumindest habe ich bisher damit keine Probleme gehabt.



Dann gehe ich ins Bad. Dort habe ich übrigens vorher schon ein altes Handtuch bereit gelegt, eine Haarspange, Einweghandschuhe (die beiliegenden sind mir immer viel zu groß), eine Plastikhaube (ist dabei), eine Baumwollwindel oder meinen alten Haarturban und Kosmetiktücher. Das Handtuch lege ich mir über die Schultern und befestige es vorne mit der Haarspange. Meine Haare kämme ich gerade nach unten und beginne die Paste mit den Fingern im Scheitel etwa 10 cm weit das Haar hinab aufzutragen. Dann fahre ich mit einem Finger ein Stück vom Scheitel entfernt durch die Haare, um einige abzuteilen und lege sie auf die andere Seite. Dann kommt wieder Paste auf den Ansatz. Dabei streiche ich jetzt auch schon die Haarlängen mit ein, wenn ich sie auf die andere Seite lege. Es ist schwer zu erklären. Ich habe mir das bei dem Pflanzenfarbenfriseur abgeguckt. Irgendwann sind zumindest alle Haare mit Paste bedeckt und ich habe sie mir im Grunde damit an den Kopf geklebt. Sie sind nicht zusammen geprummelt, sondern liegen glatt am Kopf an. Das geht natürlich nur mit kürzeren Haaren. Ich massiere zwischendurch auch immer wieder die Paste ein, damit sie wirklich alles erreicht. Insgesamt dauert das meist so 10 Minuten, da ich in Übung bin. Dann kommt die Plastikhaube auf die Haare und ich entferne die Kleckse mit Kosmetiktüchern. Meine Ohren kriegen meist recht viel ab, aber da ich sie vorher komplett eincreme, ist das nicht dramatisch. Dann kommt noch die Baumwollwindel oder der Turban drauf. Das Ganze lasse ich 2 Stunden einwirken.

Nach der Einwirkzeit spühle ich die Paste gründlich aus. Es kann einige Zeit dauern, bis keine "Krümel" mehr im Wasser sind. Ich rubbel auch ein wenig auf der Kopfhaut und am Haaransatz herum, weil sich dort gerne noch was fest setzt. Danach lasse ich meine Haare trocknen und mache 12-24 Stunde (je nachdem wie es passt) nichts mehr mit ihnen. Kein Shampoo, keine Stylingprodukte. Wenn man damit schläft, sollte man ein Handtuch aufs Kopfkissen tun und möglichst nicht allzu helle Kleidung tragen. Nach der zweiten Einwirkzeit wasche ich sie ganz normal. Am Anfang wäscht sich dabei noch einiges an Farbe raus. 

Ein paar Worte zum Schluss:

Wer rote Färbung haben möchte und vielleicht auch nicht ganz so farbresistente Haare hat wie ich, kann es denke ich gut auch mal mit den anderen Pflanzenhaarfarben probieren, die ich nicht mochte. Vielleicht funktionieren sie ja für euch.

Erwartet keine Wunder von Pflanzenhaarfarben. Sie können nicht aufhellen und nicht mal eben die Haare unzählige Farbnuancen dunkler färben. Für letzteres braucht es viele Färbungen hintereinander. Ich weiß nicht wie oft ich schon gelesen habe, dass Pflanzenhaarfarben doof sind, weil sie nach der ersten Anwendung zu wenig verändern. Sie arbeiten halt anders als chemische Farben.

Verwendet vor dem Färben keine silikonhaltigen Shampoos. Ich wasche etwa eine Woche vorher nur noch mit silikonfreien Shampoos. Die Silikone erschweren das Anlagern der Farbe ans Haar. Nach dem Färben wasche ich wieder wie gewohnt. In meinem Fall im Wechsel mit und ohne Silikon.

Verzweifelt nicht am Auftragen. Mit der Zeit bekommt man Übung. Macht die Paste nicht zu dick und wendet es in feuchtem Haar an. Das ist einfacher.

Testet besser vorher eine kleine Menge angerührte Paste an einer schlecht einsehbaren Hautpartie, wenn ihr noch nie mit den Inhaltsstoffen in Berührung gekommen ist. Nur weil es Pflanzen sind, heißt es nicht, dass man sie automatisch verträgt. Es gibt Menschen, die beispielsweise gegen Henna allergisch sind. Man kann von dem Pulver gut kleine Mengen anrühren. Da ich nie eine komplette Packung verbrauche, hebe ich den Rest immer gut verschlossen auf.

Sucht euch die Pflanzenhaarfarbe gut aus. Es gibt Farben auf dem Markt, die nur so tun, als wären sie reine Pflanzenhaarfarben. Sie haben aber Beimischungen, die sie im Grunde zu stinknormalen chemischen Farben degradieren. Und es gibt sie trotzdem im Reformhaus.

Nein, an den Geruch gewöhnt man sich nicht. Ich zumindest nicht. Ich finde ihn nicht unangenehm, aber auf Dauer nervt er mich schon.

Seid gerade in der Zeit vor der ersten Wäsche vorsichtig mit dem "am Kopf kratzen". Vor allem bei indigohaltigen Farben. Ich handle mir dabei immer blaue Fingernägel ein :-P

All das sind meine Erfahrungen und das, was ich bisher dazu gelesen und gehört habe. Ich mag mich auch an der ein oder anderen Stelle irren oder es könnte für euch ganz anders funktionieren. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen